Endlich war es wieder soweit und rund 50 Physios und weitere Expertinnen und Experten durften in der Aula des Universitäts-Kinderspitals beider Basel vor Ort und unter strengem Schutzkonzept an der diesjährigen Ausgabe der Physiopaedart teilnehmen. Viele Teilnehmende kennen sich und die Freude über das persönliche Wiedersehen war gross, sodass sich Gastgeberin Conny Neuhaus mit einem rigorosen «wir starten jetzt» bemerkbar machen musste. Lest hier den Rückblick auf eine spannende Physiopaedart Ausgabe 2021 mit dem Thema "Befund und Behandlung".
Das Symposium startete am am Morgen mit Dr. med. Bernhard Speth. Sein Spezialgebiet ist die Behandlung des kindlichen Fusses in jedem Alter. Wie ein Knicksenkfuss zu behandeln ist, was mögliche Hinweise auf eine Coalitio sein könnten und ob Einlagen wirklich sinnvoll sind erläuterte er in seinem Vortrag.
Frau Prof. Dr. med. Elke Viehweger stellte sich dem Publikum vor, sie ist die Nachfolgerin von Prof. Dr. med. Reinald Brunner und leitet die Neuroorthopädie (inkl. Bewegungslabor) am UKBB. Sie ging auf den multidisziplinären Ansatz ein: Wie behandelt man heutzutage die Hüfte bei einer Patientin mit Cerebralparese. Welches sind Indikationen für eine Operation, bzw. welches funktionelle Potential ist dabei zu erwarten. Welche Hilfsmittel sind adäquat und unterstützen das Resultat der Operation. Diese Kinder leiden häufig nicht nur an einer Hüftluxation, sondern haben auch eine Skoliose – was soll zuerst operiert werden? Diese Fragen sollen gebündelt an einer Klinik mit einem multidisziplinären Approach beantwortet werden.
Mein Thema war die Komplexität einer allgemeinen Physiotherapie. In der pädiatrischen Physiotherapie gibt es eigentlich keine einfachen Fälle. Unsere Fachkompetenz muss sehr breit sein, wir behandeln vom Neugeborenen bis zum 16jährigen die unterschiedlichsten Krankheitsbilder – wir machen den Spagat zwischen Babyrassel und Langhantel! Hinter der Diagnose “Haltungsinsuffizienz” steckt meist mehr als eine “Nussgipfel-Haltung”. Ein differential diagnostisches Vorgehen ist unabdingbar.
Der leitende Arzt des Wirbelsäulenteams am UKBB, PD Dr. med. Daniel Studer ergänzte mit seinem Vortrag die neuen Techniken und Herangehensweisen bei einer Skoliose-Operation. Er ging der Frage nach, was überhaupt eine Skoliose ist, was die neusten Erkenntnisse sind und woher diese kommen und erläuterte schlussendlich, warum es so wichtig ist als Therapeutin die verschiedenen Wachstumsphasen unserer Patientinnen zu kennen.
Unser Kniespezialist, PD Dr. med. Marcus Mumme, zeigte die Besonderheiten eines Knies im Wachstum auf. Welche Operationen aktuell bei einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes in Frage kommen bei einer noch offenen Epiphysenfuge. Auch hier wurden wieder die Besonderheiten gezeigt, die nur im Wachstumsalter vorkommen und wie sie behandelt werden.
Die Vorträge vom Morgen fanden hybdrid statt. Ein grosses Danke an Hr. Ly von der ICT, der mir tatkräftig zur Seite stand. Am Nachmittag vertieften wir uns in verschiedenen Workshops. Der rote Faden zog sich auch hier weiter – es gab verschiedene Themen zu Befund und Behandlung (untere Extremität, Wirbelsäule, Kind im Vorschulalter, Säugling). Ganz praktisch wurde in einem anderen Workshop ein Fallbeispiel einer Patientin hervorgehoben und klinisch aufgezeigt wie man vorgeht, wenn die Diagnose noch nicht ganz klar ist. In einem anderen Workshop ging es nicht direkt um den Patienten selber, sondern um den ganzen administrativen Bereich. Hier wurden Fragen beantwortet warum ich als Physiotherapeutin die Pflicht habe eine Verlaufsdokumentation zu schreiben, warum diese wertfrei geschrieben sein muss und viele weitere sehr nützliche Fragen wurden beantwortet. Ich bin mir nicht sicher, ob alle Berufskolleginnen und – kollegen wissen, dass die Aufbewahrung von Kranken – bzw. Therapieberichten für 20 Jahre gilt! Ein physiotherapeutischer Befund muss sehr differenziert sein, die verschiedenen Wachstumsphasen und typischen Krankheiten im Kindes- und Jugendalter müssen präsent sein, um diverse Differentialdiagnosen auszuschliessen. Dieses Symposium ist ein MUSS für alle Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen, die Kinder und Jugendliche besonders mit orthopädischen Diagnosen behandeln.
Die Vorträge haben alle gezeigt wie enorm vielfältig die Krankheitsbilder im Kindes- und Jugendalter sind. Der Tag war vollgespickt mit Wissenswertem, die Stimmung war sehr vertraut und viele gute Diskussionen wurden geführt.
Am Ende freuten sich alle auf den beliebten Apéro, der in den Räumlichkeiten der Therapien stattfand.
Bei der SART, als Sponsor dieses Anlasses, möchten wir uns sehr herzlich für diesen wichtigen und sehr geschätzten Beitrag bedanken. Am nächsten Physiopaedart werden wir das 10jährige Jubiläum feiern – darauf freuen wir uns jetzt schon.
Co-Leiterin Therapien
Organisatorin
Kommentar schreiben