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Proteine und Alter

L-Leucin- und Molkenproteinzufuhr: Ein zentrales Therapieprinzip der muskuloskelettalen Physiotherapie bei alternden Menschen

 

Um Skelettmuskelmasse aufzubauen, muss die myofibrilläre Proteinsynthese den myofibrillären Proteinabbau übersteigen. Synergistisch zu Muskeltraining regen auch essentielle Aminosäuren, insbesondere L-Leucin, die Muskelproteinsynthese an.

 

Aufgrund zunehmender anaboler Resistenz beim Altern ist eine ausreichende Proteinzufuhr für Menschen ab einem Lebensalter von etwa 50 Jahren von enormer Bedeutung. Diese anabole Resistenz entsteht durch eine reduzierte Sensitivität der Muskelzellen gegenüber mechanischer Belastung durch Muskeltraining (abgeschwächte Wirkung von Muskeltraining) sowie gegenüber der Stimulation durch essentielle Aminosäuren (erhöhter Proteinbedarf).

 

Sie führt zu verringerter Muskelmasse (Muskelschwund) und Kraftverlust, einhergehend mit Funktionsbeeinträchtigung, was wiederum einen eingeschränkten Lebensalltag bis hin zum Autonomieverlust nach sich zieht und das Risiko für Stürze steigert. Gleichzeitig ist auch der Erfolg von muskuloskelettaler Therapie oder Training geschmälert. Muskelschwund kann ausserdem das Risiko erhöhen, am Metabolischen Syndrom, Diabetes Typ 2 und kardiovaskulären Krankheiten zu erkranken. Daher liegt die täglich notwendige Proteinmenge für ältere Menschen bei 1.2 - 2.0 g/kg/d, während die empfohlene tägliche Proteindosis 0.8 g/kg/d für gesunde, junge Erwachsene beträgt. Gleichzeitig zeigen Studien aber, dass 10-35% der älteren Erwachsenen nicht einmal die zurzeit empfohlene Tagesmenge von 0.8 g/kg/d zu sich nehmen können.

Gemäss der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage liegt die zur akuten maximalen Steigerung der myofibrillären Muskelproteinsyntheserate notwendige Molkenproteinmenge bei älteren Menschen bei rund 0.60 g/kg Körpermasse. Bei einer 70 kg schweren Person liegt der Molkenproteinbedarf pro Portion demnach bei 42 g, wobei die Proteinmenge durch eine massive Anreicherung mit L-Leucin auf etwa 20 g gesenkt werden kann.

 

Ähnlich liegt die benötigte Menge Molkenprotein bei Älteren nach einer muskuloskelettalen Physiotherapie oder einem Muskeltraining bei ≥ 40 g Molkenprotein pro Portion (Churchward-Venne et al. 2016; auch hier kann mit L-Leucin-Anreicherung die Proteinmenge gesenkt werden). Wichtig zu betonen ist, dass aufgrund der sehr schnellen Verdauungsgeschwindigkeit von Molkenprotein und der resultierenden hohen Resorptionsgeschwindigkeit der entsprechenden Aminosäuren sowie des molkenproteinspezifischen Aminosäurenprofils (insb. hoher Anteil an L-Leucin) Molkenprotein allen anderen Proteinarten in Bezug auf die Steigerung der myofibrillären Muskelproteinsyntheserate überlegen ist und so den klinischen Goldstandard darstellt.

 

Wenn im Anschluss an Physiotherapie bei älteren Menschen überhaupt Protein verabreicht wird (was leider äusserst selten erfolgt), werden die eingesetzten Produkte diesen Tatsachen (Proteinmenge und Qualität der Proteinquelle) in der Regel aber aus verschiedenen Gründen nicht gerecht:

 

-> Erstens setzen verschiedene Hersteller Proteinprodukte ein, die zusätzlich zu Molkenprotein andere Proteinquellen enthalten, welche die Verdauungs- und Resorptionsgeschwindigkeit beeinträchtigen und vom optimalen Aminosäurenprofil abweichen (z.B. Milchprotein oder Casein). Dies hat zur Folge, dass bei diesen Produkten keine maximal schnelle Resorption der Aminosäuren erfolgt und zudem aufgrund der suboptimalen Menge an essentiellen Aminosäuren, insb. L-Leucin, zu wenig hohe Blutplasmakonzentrationen erreicht werden.

 

-> Zweitens bedingen Proteinmengen ≥ 40 g pro Portion Flüssigkeitsmengen von ≥ 400 ml (Löslichkeit des Proteinpulvers, Viskosität des Getränks). Solch grosse Trinkmengen werden von den meisten älteren Patienten nicht toleriert/akzeptiert und sind daher in der Praxis nicht einsetzbar.

 

-> Drittens liegt bei vorportionierten Proteinprodukten der Proteingehalt bei 15 - 20 g pro Portion, was aufgrund der verdoppelten Dosierung (zwei Portionen pro Darreichung notwendig) einerseits die praktische Anwendung erschwert und andererseits die Therapiekosten erhöht. Nicht zuletzt wirkt sich eine Doppeldosierung auch negativ auf die Umweltverträglichkeit (doppelte Verpackung) aus.

 

Die Lösung dieser Herausforderungen liegt in der Anreicherung von Molkenproteinisolat mit L-Leucin.

Das weltweit erste Produkt, das diesen Anforderungen gerecht wird, wurde unter der Mitwirkung von Prof. Reto W. Kressig (Universitäre Altersmedizin, Felix Platter Spital Basel) entwickelt. Es ist unter dem Namen Moltein® unter www.omanda.ch erhältlich und wird bereits in verschiedenen Spitälern standardmässig eingesetzt. Eine Akzeptanzstudie am Felix Platter Spital Basel zeigt, dass über 90% der Patienten Moltein® gerne konsumieren.

 

Zusammenfassung:

Um den Therapieerfolg einer muskuloskelettalen Physiotherapie (oder Trainingstherapie) zu maximieren, sollten die älteren Patienten nach jeder Behandlung mind. 40 g Molkenprotein (entspricht etwa 44 g Molkenproteinisolatpulver) oder noch besser, 22 g L-Leucin-angereichertes Molkenproteinisolat zu sich nehmen. Optimal setzt der Therapeut Moltein® in den unterschiedlichen Darreichungsformen ein.

 

Piero Fontana, Dr. sc. ETH Zürich, Fachlicher Beirat der SART