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Ruptur des vorderen Kreuzbandes - Welche Behandlung ist die richtige?

Funktion und Lebensqualität nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes – macht die Behandlung einen Unterschied? Frank Diemer, Physiotherapeut und fachlicher Beirat zur Frage, ob sich die Funktion und Lebensqualität verändert - je nach Behandlungsart des Kreuzbandrisses.

 

Viele Therapeuten und Ärzte empfehlen nach wie vor nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes gerade für jüngere aktive Patienten grundsätzlich eine operative Versorgung. Diese Empfehlungen basieren nicht auf einer umfassenden Evidenz, sondern eher auf Expertenmeinungen oder historischen Paradigmen.

 

Interessanterweise wird in vielen skandinavischen Ländern zunächst ein 3-6 monatiger konservativer Behandlungsversuch empfohlen, bei ca. 50% der Patienten mit Erfolg. Bestätigt wird diese Praxis nun in einer neuen Arbeit von Ardern et al. (2017 (Quelle siehe unten). In ihrer Arbeit wurden Daten aus dem schwedischen Kreuzbandregister von konservativ und operativ versorgten Patienten in einem 1-5 Jahres-Follow-up ausgewertet. Im Mittelpunkt standen dabei der KOOS Fragebogen und der European Quality of Life Score.

 

Unabhängig vom Untersuchungszeitpunkt zeigten operativ versorgte Patienten etwas bessere Ergebnisse. Aber kein Unterschied erreichte ein relevantes Ausmass, sprich die Differenzwerte blieben unter der minimal messbaren, bzw. klinisch relevanten Veränderung.

 

Die Autoren schlussfolgern daher, dass unabhängig von der gewählten Behandlung ein gutes funktionelles Ergebnis mit einer guten Lebensqualität erreicht werden kann, obwohl die meisten der untersuchten Patienten in kniebelastenden Sportarten aktiv waren.

 

Ein „Wermutstropfen“ bleibt allerdings: Beide Gruppen erreichten im Vergleich zu Probanden gleichen Alters ohne Kreuzbandverletzung schlechtere Werte.

 

 

Das wichtigste Bestreben bleibt daher nach wie vor die Primärprävention!

Ardern CL, Sonesson S, Forssblad M et al. Comparison of patient-reported outcomes among those who chose acl reconstruction or non-surgical treatment. Scandinavian Journal of Medicine and Science. 2017; 27: 535.

 

Frank Diemer

Physiotherapeut, M.Sc., B.Sc.

Sport- und Gymnastiklehrer

frank_diemer@web.de

www.fomt.de