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Wirbelsäulenzentrum am USB

Physiotherapeutisches Assessment im Wirbelsäulenzentrum – Was passiert da eigentlich?  Das Wirbelsäulenzentrum des Universitätsspitals Basel bietet Patientinnen und Patienten ein einmaliges Setting zur Abklärung ihrer Rückenbeschwerden. Ein sehr erfahrenes multidisziplinäres Team rückt dafür zusammen. Salim Megharia, Physiotherapie Chirurgie, stellt die Rolle der Physiotherapie im neuen Wirbelsäulenzentrum des USB vor:

Geleitet wird das Wirbelsäulenzentrum von der Spinalen Chirurgie, wo die Patientinnen und Patienten als erstes vorstellig werden. Ihrerseits wird dann entschieden, welche weiteren Disziplinen in die komplexe Untersuchung miteinbezogen werden. Es kann hierbei auf sämtliche Disziplinen des Universitätsspital Basel zurückgegriffen werden – ein riesiger Vorteil für unsere Patientinnen und Patienten.

 

Eine Disziplin, welche neben der Radiologie, Schmerztherapie und Psychosomatik immer involviert ist, ist die Physiotherapie. Deren Rolle soll im Weiteren genauer beleuchtet werden.

 

Struktur <-> Funktion

Während von chirurgischer Seite die Struktur wichtiger Teil der Untersuchung ist (Röntgen, MRI, CT etc.), steht bei der Physiotherapie die Funktion im Vordergrund. Zunächst ist es einmal wichtig, dass schwerwiegende strukturelle Schädigungen wie Frakturen oder Tumore mittels Bildgebung ausgeschlossen werden. Jedoch lässt sich trotz dieser modernen Technik oftmals keine Schädigung finden, die so richtig zur Symptomatik des Patienten passt. Daher stehen bei der physiotherapeutischen Untersuchung folgende Aspekte im Vordergrund:      

  • Funktion
  • Umgang mit Schmerzen und Bewegung

 

Welche Funktionen werden untersucht? 

Ein Hauptaspekt der Funktion ist das Ausüben von täglichen Aktivitäten (Einkaufen, Treppe steigen, Körperpflege, etc.). Es soll ermittelt werden, wie stark die Betroffenen dabei eingeschränkt sind. Wie die körperliche Leistungsfähigkeit beurteilt wird, lesen Sie weiter unten. 

 

Ein weiterer Aspekt ist die sogenannte Partizipation: Führt die körperliche Einschränkung dazu, dass das Sozialleben ebenfalls eingeschränkt ist? Letzteres wird mittels validierten (wissenschaftlich belegten) Fragebögen eruiert. Dieses dienen ebenso zur Verlaufs- und Erfolgskontrolle der anschliessenden Therapie. 

 

Ebenfalls mit validierten Fragebögen soll herausgefunden werden, wie die Wechselwirkung zwischen Schmerz und Bewegung ist. Während die einen trotz Schmerzen weiterhin sämtliche Aktivitäten rigoros durchführen, neigen andere dazu sich quasi vollständig zu «deaktivieren», aus Angst der Schmerz oder die «Verletzung» könne durch Bewegung verschlimmert werden. 

 

 

Körperliche Leistungsfähigkeit

Um die körperliche Leistungsfähigkeit zu beurteilen, finden verschiedene Tests Anwendung.

Solche, bei denen sehr spezifisch Alltagsaktivitäten durchgeführt werden müssen wie einen Gegenstand vom Boden aufheben, Socken anziehen oder bücken (s. Abb. 1). Diese werden beobachtet, gemessen und mit Punkten bewertet. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb.1.

 Dann gibt es noch solche Tests, die eher unspezifisch die allgemeine Rumpfkraft oder Ausdauer bewerten (6-Minunten Gehtest). Keiner der Tests ist ein Muss – bei Schmerzen darf der Test abgebrochen werden. 

 

Testresultate

Meist sind die einzelnen Ergebnisse der Tests gar nicht so entscheidend. Das Gesamtbild gibt einen guten Eindruck über den «Fitnesszustand». Des Weiteren kann beurteilt werden, ob der Patientin oder dem Patienten sofort ein Training empfohlen werden kann. Oder ist vorgängig eine Aufklärung über Umgang mit Schmerz und Bewegung (sogenannte Patientenedukation) sinnvoll?

 

Nach der rund einstündigen Untersuchung werden die Ergebnisse zusammengefasst und eine Behandlungsempfehlung formuliert. Die Untersuchungsergebnisse der verschiedenen Disziplinen werden mit den Patientinnen und Patienten besprochen, um die weiteren Therapiemassnahmen festzulegen. 

Ist weitere Physiotherapie indiziert, so kann den Patientinnen und Patienten eine Praxis empfohlen werden, welche sich im ambulanten Netzwerk befindet. 

 

Und der Nutzen?

Patientenmanagement ist nicht immer einfach und besonders bei chronischen Schmerzpatienten herausfordernd. Mit dem beschriebenen Assessment lassen sich die klinischen Muster gut erkennen. Darüber hinaus liefert es wichtige objektive Verlaufsparameter. Diese sind für die Überprüfung der Wirksamkeit der Therapie enorm wichtig. Sie erleichtern den Therapierenden die Selbstreflexion und vereinfachen die Steuerung einer zielgerichteten Therapie. 

 

Salim Megharia

Therapieexperte Bewegungsapparat

Universitätsspital Basel

 

Seit April 2019 im Physeo Erlenmatt Basel tätig

info@physeo.ch   

 

Mehr zum Wirbelsäulenzentrum

Download
Segmentale Stabilisation - SART Broschüre zum Thema "Rückenbeschwerden"
2019_Segm_Stabi_Broschüre_A5_USB.pdf
Adobe Acrobat Dokument 6.5 MB

Links zu den Fragebögen

 

Fear avoidance belief questionnaire: https://www.fomt.info/Frageboegen/Fear-avoidance-belief-questionnaire.pdf

IPAQ_German_self-admin_short_revised:https://docs.google.com/viewer?a=v&pid=sites&srcid=ZGVmYXVsdGRvbWFpbnx0aGVpcGFxfGd4OjNiMGRjYjU3NzE5Nzc0ZGY

Neck disability index: https://www.fomt.info/Frageboegen/NDI---deutsche-Version.pdf

Oswestry disability index: https://www.fomt.info/Frageboegen/Oswestry-Disability-Index---deutsche-Version.pdf?m=1517859865&

Patientenspezifische Funktions Skala: http://www.rehab.msu.edu/_files/_docs/Patient-specific%20functional%20scale.pdf(Englisch)

STarT Back Screening Tool: http://public.hochschule-trier.de/~gruegerj/onepage/STarTG.htm

Tampa Scale of Kinesiophobia: https://www.fomt.info/Frageboegen/Tampa-Scale-of-Kinesiophobia-validierte-deutsche-Version.pdf

 

Testbatterie

 

1 Minute Sit to Stand: https://physiotherapie-benz.ch/wp-content/uploads/2018/05/Sit-to-Stand-LuG_Juli_August_2016_Benz.pdf

6 Minuten Gehtest: https://de.wikipedia.org/wiki/6-Minuten-Gehtest

Back Performance Scale:https://www.hogrefe.ch/fileadmin/user_upload/hogrefe_ch/Downloads/Assesments_Band_2/BPS_F.pdf

Jamar: https://www.ukr.de/imperia/md/content/kliniken-institute/haematologie-onkologie/gvhd/deutsch/grip-test.pdf(besserer Link?)

McGill: https://www.fomt.info/rehatrainarchiv/RehaTrain-01-2017.pdf?m=1494932631

2-Punkt-Diskrimination:https://www.medbase.ch/fileadmin/media_standorte/winterthur_archhoefe/Pfeiffer-Luomajoki-2015-Pain-is-in-the-brain.pdf