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Verletzungs-Prävention im Sport

Neues Heimprogramm zur Verletzungsprävention für die Schweizer Box Lacrosse Nationalmannschaft. Janis Brogle und Stephanie Ledermann verfolgten in ihrer Bachelorarbeit das Ziel, die Qualität des neuen Heimprogrammes zu überprüfen.

Abbildung 1: Momentaufnahme des Spiels Schweiz-Österreich am Alpen Cup 27.07.2019 in Sissach

 

Box Lacrosse wird auf einem Rollhockeyfeld gespielt, wobei der Ball mit einem Stick im gegnerischen Tor versenkt werden muss. Es treten zwei Teams mit jeweils sechs Spielern, inklusive Torwart, gegeneinander an. Im Hinblick auf die bevorstehende WM im September 2019 in Kanada und aufgrund vieler non-contact Verletzungen führte die Nationalteamleitung ein neues Heimprogramm zur Verletzungsprävention ein.

 

Das neue Heimprogramm bezieht sich auf die häufigsten non-contact Verletzungen an Fuss, Knie und Schulter und wurde aus den evidenzbasierten Programmen «FIFA11+» und «OSTRC Shoulder Injury Prevention Programme» adaptiert. Es beinhaltet acht Übungen zur Kräftigung von Schulter-, Rumpf- und Beinmuskulatur und zur Verbesserung des Gleichgewichts, der Schulterbeweglichkeit und der Plyometrie.

 

Um die Qualität des neuen Heimprogrammes beurteilen zu können, wurden folgende Parameter zu drei Messzeitpunkten erhoben:

  • isometrische Kraft der Schulteraussenrotatoren in Bauchlage mittels Handheld Dynamometer
  • dynamisches Gleichgewicht der unteren Extremität mittels Y-Balance Test

Wie im Zeitstrahl der Abbildung 2 ersichtlich ist, diente die Phase 1 als Kontrollphase und beinhaltete das gewohnte Training. In der Phase 2 wurde zusätzlich das neue Heimprogramm durchgeführt.

Abbildung 2: Zeitstrahl der Qualitätskontrolle

 

Für beide Phasen wurde pro Proband jeweils die Differenz der Messwerte von der vorherigen zur nachherigen Messung berechnet. Um natürliche Veränderungen zu eliminieren wurde die Differenz der Phase 1 von der Differenz der Phase 2 subtrahiert. Daraus entstand die endgültige Differenz, welche auf ihre Signifikanz getestet wurde.

 

Die erhaltenen Veränderungen zeigen statistisch keine Aussagekraft. Zu beachten ist die kleine Probandenzahl von 18 Spielern und die geringe Compliance. Lediglich zwei der 18 Spieler führten das Heimprogramm wie gefordert drei Mal wöchentlich aus. Die Hälfte der Spieler absolvierte das Programm durchschnittlich weniger als zwei Mal pro Woche.

 

Die Compliance bei der Durchführung eines Heimprogrammes spielt auch im Alltag jeder Physiotherapeutin und jedes Physiotherapeuten eine wichtige Rolle. James O’Brien, Alex Donaldson und Caroline F Finch vom «Australian Centre for Research into Sports Injury and its Prevention» trafen die Aussage, dass es für Verletzungsprävention im Sport mehr als nur das Vorhandensein eines Präventionsprogrammes braucht [1]. Viele gute Präventionsprogramme bestehen bereits. Die grössere Herausforderung liegt nun darin, das Augenmerk darauf zu legen, wie die Compliance verbessert werden kann.

 

In der Studie von Palazzo et al. (2016) wurden Hindernisse für die Compliance eines Heimprogrammes für chronische Rückenschmerzen untersucht [2]. Schlussfolgernd wurde die Aussage getroffen, dass die Einhaltung eines Heimprogrammes durch folgende Parameter gefördert werden kann:

  • Erhöhung der Attraktivität der Programme
  • Für die Patientin oder den Patienten erkennbare Leistungssteigerung
  • Gefühl einer guten Unterstützung durch die Physiotherapeutin oder den Physiotherapeuten

Dabei bevorzugen jüngere Patientinnen und Patienten eine visuelle und dynamische Unterstützung mit Feedback durch neue Technologien und ältere Patientinnen und Patienten die Möglichkeit sich bei den Übungen führen zu lassen. Unabhängig davon erwarten alle, dass die Übungen während einer überwachten Sitzung gelernt und die Leistung regelmäßig von der Therapeutin oder dem Therapeuten überprüft und besprochen wird.

 

Abschliessend empfehlen wir, dem Thema Verletzungsprävention inklusive deren zuverlässiger Umsetzung im Schweizer Sport mehr Beachtung zu schenken.

Stephanie Ledermann

stephanie.ledermann@bluewin.ch

 

Janis Brogle

janis.brogle@hotmail.com


Literaturangaben:

[1] O’Brien et al. (2016). British Journal of Sports Medicine[2] Palazzo et al. (2016). Annals of Physical and Rehabilitation Medicine



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Bachelorarbeit
PHY16BS_M0086_BT_1819_brogle_ledermann_M
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